Steinleiden
"Liborius, halt für uns an,
auf dass nicht Gries und Nierenstein
die Strafen unsrer Sünden sei'n."
(Pilgergebet zum Liboriusfest in Paderborn)
Urolithiasis: Harnsteinleiden
Nephrolithiasis: Nierensteinleiden
Ureterolithiasis: Harnleitersteinleiden
Entstehung
Jeder Harnstein setzt sich zusammen aus einer kristallinen, anorganischen Substanz und einem organischen Netzwerk, der sog. Matrix. Die Ursachen der genauen Steinentstehung sind noch nicht in allen Einzelheiten geklärt. Die heute allgemein anerkannte Theorie besagt, dass durch Veränderungen im Nierengewebe (intratubulär) die Steinmatrix gebildet wird, um die herum sich dann kristalline Substanzen anlagern. So entstehen winzige Steinchen (Mikrolithen), die in die Nierenkelche ausgespült werden und durch weitere Anlagerungen schnell wachsen. Begünstigende Faktoren sind:
- Harnstauung (s.Prostata)
- Infektion
- Abflußstörungen (s.Prostata)
- Innervationsstörungen
- Stoffwechselstörungen
Die häufigsten Steine unterscheiden sich makroskopisch (d.h. mit bloßem Auge ohne Mikroskop) durch ihr äußeres Erscheinungsbild, die Farbe, Härte und Bruchart:
Calcium-Oxalat-Stein :
ca. 60% aller Steine, meist klein, sehr rauh und zackig, schwarz-braun, stark Röntgen-Schatten gebend
Phosphat-Steine :
18-20% aller Steine, grau-weiß, bröckelig, etwas weicher, mäßig bis wenig Röntgen-Schatten gebend
Harnsäure-Steine :
15-19% aller Steine, kann in jeder Größe vorkommen, rundliche, glatte Oberfläche, gelbbraun bis rostbraun, nicht Röntgen-Schatten gebend
Zystin- /Xanthin Steine:
%, sehr selten, nicht Rötgen-Schatten gebend
Krankheiten als Ursache der Steinbildung
Calcium-Steine:
- erhöhter Stoffwechsel der Nebenschilddrüse (Nachweis des Nebenschilddrüsen- hormones "Parathormon" im Blut, erhöhter Calcium-Spiegel im Blut)
- Bettlägerigkeit mit körperlicher Unbeweglichkeit ( führt zu vermehrter Calcium-Ausschwemmung aus dem Knochen in das Blut mit erhöhter Ausscheidung über die Nieren)
- Vitamin D-Überdosierung (vermehrte Calcium-Aufnahme aus der Nahrung im Darm mit erhöhten Blutspiegeln und wiederum erhöhter Ausscheidung über die Nieren)
Harnsäuresteinbildung:
- Gicht (erhöhte Harnsäure im Blut)
- vermehrte Harnsäure-Ausscheidung bei normalen Blutwerten
- ernährungsbedingte erhöhte Harnsaüre- Spiegel im Blut
Phosphatsteine:
Krankheitsbild
Koliken, Druckschmerz im Nierenlager, Kreuzschmerzen, Blut im Urin, ausstrahlende Schmerzen auf der jeweiligen Seite bis in die Leisten und das Genitale, Unruhe des Patienten, evtl. Erbrechen auf dem Höhepunkt der Kolik, anschließend vorübergehend Abflauen des Schmerzes, verstärkter Harndrang
Diagnostik
Urin-Untersuchung auf Blutbestandteile, Ultraschall, Röntgen
Therapie
Bei abgangsfähigem Stein Trinkstösse, krampflösende und schmerzstillende Medikamente, Wärme, Bewegung (Hüpfen).
Falls nach ein bis zwei Wochen auf diese Weise kein Fortschritt zu erzielen ist, kann eine Zertrümmerung des Steines in der Niere oder im Harnleiter von außen oder mittels Spiegelung von innen erfolgen. Schliesslich kann in heutzutage noch selten gewordenen Fällen eine Schlinge gelegt oder operiert werden.
Vorbeugung
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2-3 Litern pro Tag
- regelmäßig eingenommene normale Mischkost
- Verdauungsregulierung mit ballastreicher Kost
- aktive körperliche Bewegung
- Vorbeugung und ggfs. Behandlung von Harnwegsinfekten